Montag, 4. April 2011

02.04.2011 496km LS4

Prognose Wetter-Jetzt am Arber. Thermik Ortszeit (UTC+2) also 11-16 Uhr. (Die 16 Uhr stimmten wieder überhaupt nicht wie wir sehen werden). Man kann wohl in Wetter-Jetzt im Bayerwald immer noch mind. 1 Stunde draufschlagen.
und PFD. Leider hab ich die Wolkenvorhersage von WetterJetzt nicht gespeichert die stimmte aber sehr exakt. Überhaupt führt Wetter-Jetzt im Verlauf der kurzen Saison bei weitem was Vorhersagequalität betrifft.
Hier noch Toptherm, Homogen mässig.
Und so sah das Satellitenbild (NOA Sat) die Sache gegen 14:30. Man sieht schön, daß der Bayerwald und vor allem Sachsen heute sehr gut gingen, der Rest zu blau.
Zum Flug:
Mein Plan ist ein Dreieck einzubauen mit Wendepunkt ungef. Oberhub, Tirschenreuth, Hochficht.
40 Liter Wasser gehen sehr gut mit der LS4. Kurbelt sich dann mit 100 statt mit 90, liegt in der Kurve wie ein Brett. Allerdings auch weniger Thermiksensibel.
Ich starte um 11:30 und Klaus zieht mich zum Pröller. Dort hängen in Ost-West Richtung orientiert auf ca. 5km Länge ein paar absterbende Cu in 500m über Grund. Ich klink aus und flieg langsam Richtung NW da es klar ist daß der Sprung zur Hauptkette Arber sowieso nicht zu schaffen ist.
Ich flieg zwar unter alten Cu-Leichen in vermindertem Sinken aber bis südl. Cham keine Thermik.
Dort dann in in 900MSL immerhin 0.8m. Die Bedingungen sind wirklich sehr sehr bescheiden und ich fliege kreuz und quer die kleinen Cu-Fetzen ab. So taste ich mich im Schneckentempo und MC 0.5  von Flugplatz zu Flugplatz nach NNW vor (Schwandord, Schmidgaden).
Die Meldung daß Roy nochmal starten musste trägt auch nicht zu meiner Motivation bei.
Bei der Arbeitshöhe und dieser Thermik obenbleiben ist einfach Glück, hätt auch anders laufen können. Ich möchte gerne auf die östlichere Linie des höheren Oberpfälzer Waldes schwenken weil der aus der Entfernung gut aussieht, geht aber nicht da da absolut blau und ansteigendes Gelände.
Die beste Linie steht weiter Richtung NW und würde mich nach Grafenwöhr reinführen, hier muss ich also nach Osten abbiegen. Am ersten Geländeanstieg östlich Weiden dann in 450m Grund endlich der erste vernünftige Bart (1.9m int. von unten bis oben), übrigens im blauen, die Wolke bildete sich erst später. Allerdings in der Nähe alte Wolkenreste. Es macht trotzdem Sinn wenn man nichts besseres hat Wolkenleichen anzufliegen da sich (meist im Luv davon) oft wieder was tut.
Weiter gehts zum Entenbühl, dem höchsten Berg des Oberpfälzer Waldes genau an der Tschechischen Grenze. Die beste Linie steht in der Tschechei also flieg ich noch etwas Richtung Osten und bieg dann Richtung Arber ab.
Der Sprung über das berüchtigte Chamer Becken geht ohne Probleme, im Norden ist es ja auch nur 8km breit. Schon am Arber denke ich mir daß die Linie weiter östlich (Osser) viel besser ausschaut.
Ich geh deshalb auf einen nördlichen Kurs am Rachel und Lusen vorbei und wende am Moldau.
Treffe dort auf Roy. Roy und Robert sind eher auf der südlicheren Linie des Hauptkammes.
Fliege wieder Retour und diesmal Nordöstlich der Linie Arber Kaitersberg, also Falkenstein/Osser.
Hier gehts jetzt granatenmässig. Das Wetter scheint mich für die Plackerei der ersten 1.5 Stunden entschädigen zu wollen. Ab Frauenau gehts jetzt 50km hin und 50km zurück, also 100km mit 2x kurz kurbeln, teilweise 150km/h geradeaus mit steigen. Unter den Wolken (CuCon) markieren rotierende Fetzen die besten Aufwinde. Ich komm nicht dazu was auszukurbeln da eh unter der Basis waren aber 4m dabei. Die Basis ist hier erheblich (300m) abgesenkt gegen die Wolken überm Arber.
Roy kommt dazu nachdem ich im Funk so von den Bedingungen schwärme. Wir fliegen eine Zeitlang hintereinander her, der Unterschied zwischen LS4 und Libelle ist minimal. Schade und dumm daß ich schon bei Schwandorf mein Wasser rausgelassen hab.
Meine OLC Schenkel sind aus, die Thermik nähert sich dem Ende und um kurz vor 6 kurbel ich den letzten Bart am Arber aus. Roy spart sich das und fliegt gleich ab. Letztendlich hat das Auskurbeln der 0.8m integr. nix gebracht, in Straubing kommen wir wieder gemeinsam an. Vorher fliege ich noch über meinen Ausklinkpunkt am Pröller um so das Dreieck zu schließen (OLC !).


Nachbetrachtung Bayerwaldkonvergenz:
Ich hab nach dem Flug versucht zu verstehen darum die östlichere Linie die bessere war obwohl der Hauptkamm ja den besseren Einstrahlwinkel hatte. Hier meine Theorie (basierend auf den Büchern von Martin Dinges über Gebirgsthermik).
Im Lauf des Tages bildet sich auch in Mittelgebirgen ein Hitzetief dessen Zentrum über dem Volumenschwerpunkt des Gebirges liegt. Dieses Hitzetief entsteht nicht wegen der besseren Einstrahlwinkel (geneigte Flächen) sondern kommt daher daß das Gelände weniger Luftmasse erwärmen muss (Volumeneffekt).
Im Bayerwald habe ich den Volumenschwerpunkt mal markiert. Er liegt eindeutig und leicht sichtbar eher auf der Osserlinie als am Arber. Die roten Pfeile markieren die Strömungen bei wenig Höhenwind. Diese prallen nun irgendwo aufeinander und sorgen dort für eine Konvergenz, unterstützt in diesem Fall durch die wesentlich feuchtere Luftmasse östlich des Bayerwaldes.
Natürlich konnte man auch die südwestliche Arberlinie gut nutzen, die Aufwinde dort waren auch stark aber eben thermischer Natur, man hat das gut an den Wolken gesehen (deutliche Abstände zwischen den Wolken). Die Linie nordöstlich war fast ununterbrochen und wies typische Konvergenzeigenschaften aus.


Natürlich wird diese Linie jeden Tag woanders liegen. Es ist anzunehmen daß bei nördlichen Höhenwinden die Linie eher auf dem Arberkamm liegt. Bei starken Winden kommt es erst gar nicht zu diesen Ausgleichsströmungen. Aber es lohnt sich zumindest immer nach diesen Linien Ausschau zu halten und auch weiter östlich zu fliegen auch wenn das vom Gelände her unangenehm ist und man beim absaufen halt nur die Flucht Richtung Tschechei hat.

Am Ende wars von mehr als 200 Flügen der beste OLC Nichtalpenflug und der zweitbeste in Deutschland was aber einfach an den überlegenen Bayerwaldbedingungen lag. Mich wundert allerdings, daß die Bayreuther etc. das nicht genutzt haben, die hätten diese Strecke auch gut fliegen können. Wahrscheinlich haben viele die Saison noch nicht eröffnet.


1 Kommentar:

  1. Hey Philipp,

    danke für den Bericht. Bin auch gerade dran einen für das "Aktuelle" zu schreiben. Stell ich dann morgen ein.

    Zum Thema Konvergenz: Das wäre eine Erklärung für die Beobachtungen der letzten Jahre, dass die "Ideallinie" am Bayerwald immer woanders liegt. Hatte ich bisher einfach so hingenommen ...

    VG,
    Roy

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