Sonntag, 11. September 2011

Fayence Tag 6

mein letzter Tag in Fayence, morgen gehts auf die 1100km lange Heimreise, die PK in Kirchheim zur JNP abgeben.
Letzte Chance die PK vor der Verpackung in den Container nach Namibia richtig sauber zu machen und sie ordentlich einzuwachsen. Zum Briefing komm ich eh zu spät bekomm aber die Zusammenfassung von Robert daß heut eh nix geht weil die Temps viel zu stabile Schichtung zeigen. Wetter-Jetzt lag auch nur bei 300km PFD.
Nachdem ich die PK von oben bis unten eingewachst hab bekomm ich aber doch Lust auf einen letzten Rundflug und fahr die PK an den Start.
Weil der Flug dann doch recht interessant wurde und ich wieder viel gelernt hab kommt er auch noch in den Blog !

kurz vorm Motor ausmachen hinterm Malais
wie die letzten Male auch mach ich gar nicht lange am Malais rum sondern rattel mich auf 1900m und gleit die ersten Rücken der Hochebene oberhalb Fayence an. Dort steht schon eine kleine Wolke.
Unter der find ich gleich mal 1.5m integriert und kurbel einige 100m in dem Bart bis mir ein Teebeutelflieger 200m daneben einen 3.5m zeigt.  Ich raff ein paar Brocken Französisch zusammen uns stammel was von "tres bonne thermique" aber leider folgt mir wieder keiner aus Fayence.
Über mir bildet sich jetzt eine kräftige Wolke, die einzige im Umkreis von 50km.
links der Gleitschirmflieger
 
Weiter gehts an der Crete de Serres entlang nach Norden.
Crete de Serres
die Bärte sind zwar nicht mehr so starkt, stehen aber exakt da wo man sie bei dem Südost, weiter nördlich dann Südwest vermutet.
Le Moure Frey, der Grat der nach Nord führt trägt gut.

an diesen Stellen gehts bei dieser Windrichtung und Tageszeit mit Ansage
 den Parcour lass ich um diese Zeit links liegen und fliege die Kare an die die an den Südhängen aufteigende Thermik kanalisieren. Alles klappt bestens und ich träume mal wieder vom Montblanc.
super Wolke und 3m Bart vor dem Modanetal, links die Ecrins
 der Weg über Barcelonnette läuft wie geschmiert und so komme ich ans Modanetal wo ich einen ziemlichen Umweg über eine tolle Wolke nehme der sich wirklich lohnt. Hier erreiche ich mit 3950m die höchste Höhe des Tages.
Ich überquere voller Vorfreude das Modanetal hin zur Vanoise.
auf dem Weg zur Vanoise, links die Aguille de Peclet, rechts der 3700m hohe Dent de Parrachee


Dome L'Arpont und Dent du Parrachee (ganz rechts)
 Hier beginnt nun das Ungemach. Die Wolken dienen den Gipfeln dort wohl nur als Verzierung denn obwohl ich alle Möglichkeiten abfliege ziehen diese nur mit knapp über Null. Auch frische Kondensen bringen kein richtiges Steigen. Nur noch ein größeres Tal trennt mich an dieser Stelle vom Montblanc Massiv aber hier ist ganz offensichtlich die Thermik kaputt und es ist besser umzudrehen.
So einfach wird das aber wohl nicht, denke ich, als ich die Schnauze der PK wieder Richtung Süden richte.
Dent du Parrachee und Blick nach Süden ins Modanetal
ich bin mir gar nicht sicher obs jetzt auf der anderen Talseite nochmal zur Passquerung reicht denn jetzt komm ich ja von Norden und flieg die Leeseite an.
(1) ist die letzte schönde Wolke, (2) der Col Pelous am Rückweg und diie blauen Pfeile meine Rekonstruktion der Talströmungen, erst der Prallhang des Talwindsystems im Tal von Briancon/Saint Crepin bringt die Rettung. Bei (3) versuch ich nochmal auf die Sonnenseite zu wechseln und kassier wieder 2m saufen.

bei der Querung des Col Pelouse
ich quere zwar knapp den Col Pelouse nach Bardoneccia aber muss zugeben daß ich an dieser Stelle nicht genau weiss ob mich das wirklich weiter in das Tal des Flugplatzes Saint Crepin führen wird. Sicher ist jetzt nur ein Aussenlandefeld was in Italien am Rand der Poebene liegt und ganz sicher keine Thermik mehr bietet. Das LX9000 mit seiner Kontrastdarstellung läßt keine wirklichen Schlüsse zu wie hoch die Pässe bis Saint Crepin liegen, es zeigt mir aber (fälschlicherweise) Hindernisse nach Saint Crepin und 400m unter Gleitpfad weil das Tal einen Knick macht. Hier ist LK8000 und XCSoar einfach besser.
Oben im Bild erkennt man wie mies meine Situation nach der Talquerung ist, was ich da noch nicht ahnte. Die Wolken links werden von Nordosten angeströmt und die Wolken rechts von Südosten, das Windsystem hier ist Ost da die Berge hier die Luftmassen aus der Poebene ansaugen, mein oranger Weg der subjekiv erstmal gut aussieht da er auf der Sonnenseite liegt wird also nur durchs Lee führen. Ich verliere in ganz kurzer Zeit weitere 400m.
Col Echelle, sehr tief und in dem Moment mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden
Ich flieg über den Col Echelle (wo ich mir eben nicht sicher war ob es dafür reicht). Ich hab aus meinem Fehler gelernt und fliege jetzt die im Schatten liegenden Osthänge entlang was immerhin vermindertes Sinken bringt. Es kostet wirklich Überwindung nicht die vermeintlich gute Sonnenseite anzufliegen die ja weiter südlich um die Zeit so super klappen würde.
nach dem Col Echelle links der Blick in das Tal Haute Durance was nach Saint Crepin führt, ich hab hier in Talmitte einen schwachen Bart mit 200m mitgenommen.
Nach dem Col Echelle macht das Tal etwas auf und ich finde in Talmitte noch knapp 400m  über Talboden schwaches Steigen was ich mit einiger Mühe zu 0.6-1m integriert zentrieren kann. Meine Theorie über Thermik in Tälern wo die Sonnenseite im Lee liegt ist die, daß diese Energiereiche Luft die ja nicht den Hang nach oben steigen kann nach unten gesogen wird und dann oft in Talmitte wo das Lee seinen Einfluss verliert, aufsteigt.
Zumindest hilft es mir hier genug Höhe zu gewinnen daß meine Gleitzahl auf Saint Crepin auf >20 steigt so daß ich mich weiterfliegen trau.
Wie ein kleines Kind was sich obwohl es sich die Finger an der Herdplatte verbrannt hat nochmal drauf langt flieg ich weiter südlich trotzdem nochmal an die Sonnenweite (West) und kassier nochmal saufen als Belohnung.
Blick nach Süden nach Briancon, ich bin nach rechts abgebogen und hab an diesem Süd-Hang Höhe gemacht
Bei Briancon steht ein Prallhang, der sich dem Talwind, der nach Norden durch das Tal Haute Durance geführt wird in den Weg stellt. Ich vermute, daß dieser Hang noch von tiefer weg funktioniert als ich jetzt ankomme aber lege keinen Wert drauf es auszuprobieren.
am Hang vor Briancon
ich treffe hier erstmals wieder auf einen anderen Segelflieger der sich hier auch rausbastelt.

endlich oben über Briancon in Grathöhe, nun auf der Suche nach Thermik
endlich oben kann ich den Grat entlang fliegen und Thermik suchen die mir nochmal 500m über dem Grat bringt. An Saint Crepin vorbei gehts nun Richtung Lac Poncon wo dann der Parcour beginnt.

nächster Südhang oberhalb des Stausee's Lac de Serre-Poncon, hier nochmal genug Höhe machen daß es bis zum Parcour reicht.
wenn man hier links abbiegt beginnt der Parcour
und zurück am Parcour, geschafft !
Ab dem Parcour ist alles wieder in Butter und der Rest des Fluges bis Fayence ein Kinderspiel wenn man es denn schafft den wirklich zahleichen Segelfliegern (einer zwingt mich ins Lee obwohl ich rechte Fläche am Hang hab) auszuweichen die dort wohl den ganzen Tag Parcourjojo geflogen sind.
Abendstimmung über Fayence mit Blick bis zum Mittelmeer
laut OLC hab ich an dem Tag den Flug mit der größten Nord/Süd Erstreckung in Südfrankreich geschafft.

Donnerstag, 8. September 2011

Serres Tag 2 nach Aosta

eigentlich rechnete ich heute gar nicht mit einem Flugtag da ich ja mein lenkbares Spornrad vom Ventus gestern an einer Serres-Bodenwelle geschrottet hatte.
Kai findet notfalls kann man auch komplett ohne Spornrad starten und dort einen Holzpflock reinrammen, also bauen wir das Ding aus und nutzen die Werkstatt des in Serres ansässigen LTB um das Ding mittels Schraubstockes und einiger Rohrverlängerungen und der Anwendung roher Gewalt (if brute force doesn't solve the problem you are not applying enough) wieder halbwegs gerade zu biegen. Nach dem Einbau dreht sich das Ding tatsächlich wieder, muss ja nur eine Landung halten bis das neue kommt was ich morgens per UPS bestellt hatte.
Um 12:30 kommen wir erst in die Luft und treffen uns nach dem Start wieder mit Johannes und Jürgen an der Aiguille, dem Hausberg von Serres.
Diesmal säuft keiner ab und wir kommen sofort weg, Anfangs im Blauen aber bei trotzdem besten Steigwerten.
die Auguille, Hausberg in Serres
erster gemeinsamer Bart
Das kurbeln im Pulk klappt heute schon viel besser. Die anderen nehmen Rücksicht auf meine Mindestkreisgeschwindigkeit von ca. 100km/h und ziehen die Fahrt nicht mehr so raus wie gestern (damals war ich öfters hinten aufgelaufen  und musst seitlich rausfliegen).
Meine Mitflieger kurbeln mich immer noch meistens aus was ich aber durch meine ganz erheblich bessere Gleitzahl locker ausgleichen kann, so daß ich in der Regel deutlich höher bin. Besonders Kai schafft es aber nach Belieben innen an mir vorbeizuturnen was mich doch etwas frustriert und abwechselnd an meinen Fähigkeiten und an meinem Ventus zweifeln läßt. Am nächsten Tag als er Wasser drin hatte war das Thema aber erledigt da stiegen wir ungefähr gleich gut, bei sehr ruhigen Bärten war der Ventus sogar im Vorteil.
Zurück zum Flug:
Pic de Bure
 Der Pic de Bure schenkt uns einen super Bart und wir fliegen weiter in die Ecrins wo sich langsam die ersten Wolken bilden.

Ecrins und erste Wolken

nähern uns der Ecrins
knapp 4000m hohe Meije d'Ecrins
rechts gehts am Pic l'Entendard und Huez vorbei Direktkurs Montblanc.
Rechterhand lassen wir die Auiguille d'Arves liegen die fast wie die 3 Zinnen aussehen und hier sehr markant sind.
Auiguille d'Arves
 
Pic l'Entendard

Montblanc taucht aus dem Dunst auf
Die Bedingungen sind wirklich hervorragend mit Basis 4000m und tollen Steigwerten.
der Montblanc
wir fliegen direkt östlich am Montblancmassiv vorbei, der Gipfel selber hüllt sich leider in Wolken. Man findet kaum passende Worte diese Gletscherwelt zu beschreiben. Kai erklärt uns daß die Westseite zu späterer Uhrzeit dann die bessere wird.
Wir kurven die Granitzinnen in ca. 4000m ab und schauen hinab auf die faszinierenden Eisbrüche der Ostflanken.
Gletscher am Montblanc

Montblanc

imposante Granitpfeiler
weiter nördlich schließt sich unmittelbar der Grande Jourasses an.
Grande Jourasses

kurz vor der Rhonetalquerung
auf der Rhonetalnordseite nach der Querung
nach der Querung zu den Berner Alpen tanken wir erstmal Höhe unter einer schon recht mächtigen Wolken hinter dem Balmhorn (3700m).
Guter Bart hinterm Balmhorn
Die Berner Alpen weiter in Richtung Furka fliegend geht es mittig über das Massiv links am sehr beeindruckenden Bietschhorn vorbei Richtung Aletschhorn und Aletschgletscher.
rechts das Bietschhorn

rechts im Bild das Aletschhorn

Aletschgletscher, eine riesige Eisfläche und die größte der Alpen
Finsterarhorn (ganz links)
links die Jungfrau und der kleine schwarze Kegel ganz links der Eiger
links neben dem Faden der Dom (4500m), ganz links im Hintergrund Monte Rosa (4600m) und rechts vom Faden das Matterhorn
erste Regenschauer
Grand Combin

wir fliegen direkt über den Furkapass mit Blick bis auf die Berninagruppe und dann gehts auf der Südseite des Rhonetals, also auf der Wallis-Seite wieder retour Richtung Westen.
Dabei tolle Blicke auf das Wallis mit Dom, Monte Rosa und Matterhorn. Südlich vom Wallis türmen sich große Gewitterwolken und auch der Austausch zwischen Kai und Klaus Ohlmann läßt nicht unbedingt gutes erahnen. Vielleicht wäre ich trotzdem über das Wallis nach Hause geflogen und hätte mich weit im Osten gehalten aber mit Rattel redet es sich halt leicht.
Kai favorisiert aktuell noch den Westen (Montblanc) und so halten wir uns noch alle Optionen offen und fliegen weiter Südwest.
Dort wird es auch immer dunkler und wir fliegen Südkurs am Grand Combin vorbei über der Sankt Bernhard.

nochmal Grand Combin, ein toller Berg
Landung in Aosta

weiter südlich ist nun alles zu und wir drehen über dem kleinen Sankt Bernhard zurück ins Aostatal ein. Kai war nicht sicher ob wir Albertville erreicht hätten und das war die sicherste Option.
Hinter uns baut sich ein Gewitter auf während wir noch unsere Höhe über Aosta abkurven.





fette Landebahn


Mittlerweile hat der Wind bis auf 50km/h Spitzen aufgefrischt und die Landung ist recht ruppig. Aber im Vergleich zu Serres eine Erholung für mein geplagtes Spornrad.
Aosta ist ein Riesenflugplatz wo man sofort ein paar Polizisten rausschickt die unsere Pässe kontrollieren. Ein Flughafenmitarbeiter bringt uns einige Heringe und Seile damit wir unsere Flieger vor dem nahenden Gewitter gut verzurren können.
P !K auf dem Apron von Aosta
Flieger vom Tower aus
Kai (links) und Jürgen (rechts) im Tower im Gespräch mit dem Controller
Aosta hat einen lokalen Segelflugverein die vom Platz aus starten und mit 3 Schleppmaschinen wird es kein Problem sein morgen dort wegzukommen, denken wir. Schon am Abend steht aber fest, daß es wohl so einfach nicht wird, weil 1 Maschine abgestürzt ist, eine defekt und die 3. morgen gewartet wird.

Wir wandern erst mal ins nahe gelegene Hotel wo Kai bereits gut bekannt ist und anschließend in eine Pizzeria in Aosta wo wir den Abend gemütlich mit einigen Bier ausklingen lassen, genug zu erzählen hatten wir ja.

Am nächsten Morgen finden wir uns zeitig am Flugplatz ein um die Situation mit den Schleppmaschinen zu checken. Das Gepäck muss dort übrigens wie am richtigen Flughafen durch die Röntgenanlage durch. Viel haben wir ja nicht, ich hatte nicht mal eine Zahnbürste dabei, ein Umstand, den ich, wenn ich nächstes Mal wenn ich mit Kai, fliege aber ändern werde.


Nach kurzer Diskussion mit dem Vorsitzenden des Aosta Segelflug clubs ist klar, daß wir heute nicht starten können. Dafür sehen wir aber eine deutsche Maschine mit Schlepphaken am Vorfeld stehen und belagern diese bis eine Stunde später die dazugehörigen Piloten eintrudeln. Diese sind sehr nett aber wollen heute noch weiter nach Korsika fliegen und haben bereits Flugplan etc. aufgegeben. An dieser Stelle hätte ich wohl aufgegeben, nicht so der Kai, der sofort anbietet den Flugplan umzuschreiben und überhaupt wäre es doch sehr lustig wenn sie vorher noch 3 Segelflieger hochschleppen würden. Ach ja, 2 Stunden warten müssen wir ja auch noch bis die Thermik kommt.
Unfassbar, aber die Jungs lassen sich tatsächlich drauf ein und verschieben wegen uns Korsika um einen Tag. Also, wenn Ihr das jemals lesen solltet:

Piloten der deutschen Maschine, rechts der Kai und ganz rechts Johannes
DANKE !

nochmal Gruppenbild vor unseren Kisten


Kai organisiert ein Schleppseil und ich mach derweil die PK klar um mit meinem Eigenstarter schonmal nach Thermik schnüffeln zu gehen. Zuerst probier ichs am Hausbart, einer Almwiese nördlich vom Platz. Leider steht der Wind irgendwie ungünstig und ich hab dort nur 2m saufen.
Es funktioniert irgendwie nichts bis auf einen Hang weiter nördlich wo dann auch der Jürgen hingeschleppt wird. Kai säuft gleich mal wieder ab bis auf 200m GND, wie er es je geschafft hat dort wieder wegzukommen wird mir immer ein Rätsel bleiben. Ich muss selbst 500m höher nochmal den Motor zünden und rattel mich schließlich über die Inversion wo es auch ganz gut geht. Auch Jürgen und Johannes schaffen es irgendwie nach oben und 2 Stunden später geht es unter ganz miesen Bedingungen und sehr langsam wieder Richtung Serres, aber wir schafften es. In Serres liefen übrigens Wetten ob wir heinkommen würden, Klaus hatte auf Kai gesetzt und Recht behalten.

Wir hatten einfach unglaubliches Glück daß die Motormaschine da zufällig rumstand und wir uns nach dem Start alle oben halten konnten.

Was für ein Flug und ein toller Erlebnis !