An Christi Himmelfahrt haben wir's dies Jahr das erste Mal gepackt, einen richtigen Teamflug zu organisieren. Wir hatten Zeit, die Flieger waren mangels Schulung frei und das Wetter hat auch gepasst.
Konkret hatten wir einen "engen, geführten Teamflug" vereinbart. Damit das funktioniert gilt, dass immer nur ein Flugzeug (der Leader) führt und alle anderen Flugzeuge (Follower) auf dem möglichst exakt gleichen Kurs folgen. Das Ziel der Übung ist, dass die Follower von der Erfahrung des Leaders profitieren und sich von ihm Fertigkeiten abschauen, Tips bekommen, neue Fluggebiete erkunden und - ganz allgemein gesagt - ihre Komfortzone ausdehnen.
Die Rolle des Leaders kann später durchgetauscht werden mit dem Ziel, eigenverantwortliches Entscheiden zu fördern.
Zu den Straubinger Piloten Karl (Libelle), Lukas (LS-4) und Roy (ASK-23 "Dreirad") gesellte sich noch die Dingolfinger DG-505 Orion mit Christian Lange auf dem Vordersitz und Gabriel Rieser als Ballast.
Am Anfang ist schon mal wichtig, dass alle Flugzeuge zeitlich möglichst eng gestaffelt loskommen. So kann nervige Warterei und Schwierigkeiten beim Zusammenfinden des Teams in der Luft vermieden werden.
Sowohl die Schlepper Peter auf der Dimona als auch Klaus 1 auf dem C-42 kannten das Spiel nur zu gut und brachten Roy und Christian/Gabriel zielgenau in den ersten Bart am Mun-Lager nördlich des Platzes.
Eng gestaffelt folgten dann Karl und Lukas. Und hier war dann gleich die erste Schwierigkeit zu meistern. Gemäß dem oben geschilderten Risiko hatte Karl (grün) und sein Schleppi den Sichtkontakt zum kleinen Pulk (der sich zwischenzeitlich bereits gefunden hatte) verloren und sich gleich mal zu weit schleppen lassen:
Nach einem großen Suchkreis des Pulks trafen sich die 4 Freunde dann doch über der B20 und es konnte losgehen:
Hier kann man schön sehen, wie der Vorflug ohne große Erklärungen durch die Follower gut umgesetzt wird: Idealerweise fliegen die Follower immer leicht gestaffelt bzgl. Distanz, Höhe und Seitenversatz. Auf diese Weise wird das Kollisionsrisiko minimiert, auch bei kurzzeitigem Verlust des Sichtkontakts, und das Einreihen in den Bart wird erleichtert.
Die ersten gemeinsamen Bärte waren für uns alle etwas ungewohnt, zumal das FLARM in seiner Standard-Einstellung für Teamflug zu empfindlich ist und dauernd Maximalwarnung gibt. Aber nach ein paar Bärten war unser Puls wieder einigermaßen im Normalbereich - denn wenn man die 360 Grad eines Kreises sauber viertelt, dann passen 4 Flugzeuge wunderbar in die gleiche Höhe des gleichen Bartes!
Oben der Blick aus Lukas Cockpit auf Roy's Dreirad.
Und oben sieht man was passiert wenn einer aus dem Team mal zu tief ist oder nicht richtig hoch kommt. Die Follower warten oben im Bart an der Basis. Der Leader (hier rot) zieht die Klappen und stürzt sich runter zu seinem Schützling. Dann sucht man sich gemeinsam einen Bart und macht gemeinsam wieder hoch, bis alle wieder auf einer Höhe sind - das Ergebnis sieht dann wieder so aus:
Auf diese Weise fliegen wir gegen den Wind erst mal Richtung Regensburg und dann hoch zu Nittenau-Bruck. Hier erkennt die Gruppe dass der nicht allzustarke Gegenwind einer ASK-23 schon ganz schön zu schaffen macht und das Wetter Richtung Fichtelgebirge nicht so wirklich prickelnd aussieht. Also Wende und zurück Richtung Bayerischer Wald.
Auf dem Weg Richtung Pröller gaukeln einige Wolken nicht vorhandene Thermik vor und dann wählt Roy den Flugweg taktisch eher unklug zwischen 2 Höhenzügen und in das Lee der Waldkante im Bereich Pröller. Die LS-4 und die DG schaffen es 100 oder 200m höher einen Bart zu erwischen, Karl und Roy graben sich so richtig ein.
[Anmerkung: In Philipps Wendepunktkatalog gibts genau dort eine "Roy's Wiese". Scheinbar hatte ich mich genau an der gleichen Position vor einigen Jahren schon mal in den Acker gehauen - und die Lektion offensichtlich
nicht gelernt!]
Während also die DG und die LS-4 etwas höher Anschluß finden, fangen Roy & Karl an, sich die Äcker näher anzuschauen. Karl bricht den Teamflug ab und fliegt ins flache Gelände raus. Roy hat einige Sekunden später das Glück, über seinem designierten Landeacker noch einen Bart zu finden, der ihn langsam wieder nach oben bringt.
Karl konnte derweil auf einem mustergültigen Acker entspannen...
Zwischenzeitlich hatte sich an der südlichen Bayerwaldkante eine tolle Konvergenz (lange tragende Cumulus-Aufreihung) gebildet, die phänomenal aussah. Roy & Lukas (blau und rot) fanden den Einstieg in diese Rennstrecke, die DG (lila) flog die Konvergenz leider etwas zu weit südlich an und kam tief. Nach mühseligem Hochbasteln meldeten sich dann scheinbar die Frühstücks-Gummibärchen bei einem der Besatzungsmitglieder, so dass die DG in Richtung Deggendorf abdrehen mußte.
Auf dem Bild unten sieht man nochmal die zu weit südlich gelegte Linie der DG. Rot und blau können die Rennstrecke runterheizen. Lukas wendet kurz hinter Sonnen und Roy hatte so richtig Spaß mit seinem Dreirad und konnte von Deggendorf bis hinter Sonnen ca. 50km ohne einen Kreis fliegen. Mit einem Nimbus 4DM ist das Tagesgeschäft, aber mit der ASK-23 spricht das schon für gutes Wetter!
Eigentlich hatten Lukas und Roy vor die Konvergenz nochmal rauf und runter zu reiten. Leider machten ihnen die hereinziehenden Zirren aber einen Strich durch die Rechnung. Die Konvergenz verlor an Aktivität und lief breit, was das Auffinden der tragenden Linien erschwerte. Lukas (blau) kam also tief und arbeitete sich in Null-Schiebern Richtung Elsenthal vor, fand aber keinen wirklichen Anschluß mehr. Man sieht jedoch, dass die Linienwahl zwischen Lukas und Roy (rot) nahezu identisch ist.
Roy (rot) schaffte es aber trotz gleicher Linie oben zu bleiben. Der Grund ist in der 3D-Darstellung erkennbar: Er nahm einen Bart mehr mit den Lukas entweder nicht gefunden hatte oder bewußt hatte stehen lassen (in der Hoffnung auf die Konvergenz). Die 200m mehr reichen um oben zu bleiben:
Hier kann man sehen, wie Lukas (blau) Zähne zeigt und alles versucht, aus der Platznähe bei Elsenthal-Grafenau noch mal hochzukommen - aber die Einstrahlung ist einfach schon zu schwach. Und so kann Roy (rot) sich die Landung eines weiteren Schützlings nur aus der Ferne ansehen.
Aber Lukas konnte trotzdem noch lachen. Man beachte die obligatorischen Kühe im Hintergrund:
Mit viel Gefühl schafft es Roy mit dem Dreirad gerade noch heimzukommen und mit gemischten Gefühlen zu landen. Einerseits war der Tag bis zum letzten Bart genutzt, mit der ASK-23 sind 317km in 5h keine schlechte Leistung und der Teamflug hatte für die Hälfte des Tages gut hingehauen - aber in den Genuß eines gemeinsamen Endanflugs mit allen 4 Flugzeugen ist das Team heute noch nicht gekommen.
Aber zumindest ist die DG nach Hause gekommen, zwar ohne Ritt auf der Konvergenz, aber doch um ein paar Erfahrungen und hoffentlich ein paar schöne Erinnerungen reicher. Oben sieht man wie sie zum Heimschlepp nach DGF startet.
Am Ende waren es dann 317km für Roy auf dem Dreirad, 234km für Lukas auf der LS-4, 115km für Karl auf der Libelle und 149km für Christan und Gabriel auf der DG-505.
Oben nochmal die Gesamtdarstellung des Flugs - schee wars! In der Hoffnung auf baldige Wiederholung, gerne auch mit weiteren oder anderen Piloten!!
VG,
Roy