Donnerstag, 8. September 2011

Serres Tag 2 nach Aosta

eigentlich rechnete ich heute gar nicht mit einem Flugtag da ich ja mein lenkbares Spornrad vom Ventus gestern an einer Serres-Bodenwelle geschrottet hatte.
Kai findet notfalls kann man auch komplett ohne Spornrad starten und dort einen Holzpflock reinrammen, also bauen wir das Ding aus und nutzen die Werkstatt des in Serres ansässigen LTB um das Ding mittels Schraubstockes und einiger Rohrverlängerungen und der Anwendung roher Gewalt (if brute force doesn't solve the problem you are not applying enough) wieder halbwegs gerade zu biegen. Nach dem Einbau dreht sich das Ding tatsächlich wieder, muss ja nur eine Landung halten bis das neue kommt was ich morgens per UPS bestellt hatte.
Um 12:30 kommen wir erst in die Luft und treffen uns nach dem Start wieder mit Johannes und Jürgen an der Aiguille, dem Hausberg von Serres.
Diesmal säuft keiner ab und wir kommen sofort weg, Anfangs im Blauen aber bei trotzdem besten Steigwerten.
die Auguille, Hausberg in Serres
erster gemeinsamer Bart
Das kurbeln im Pulk klappt heute schon viel besser. Die anderen nehmen Rücksicht auf meine Mindestkreisgeschwindigkeit von ca. 100km/h und ziehen die Fahrt nicht mehr so raus wie gestern (damals war ich öfters hinten aufgelaufen  und musst seitlich rausfliegen).
Meine Mitflieger kurbeln mich immer noch meistens aus was ich aber durch meine ganz erheblich bessere Gleitzahl locker ausgleichen kann, so daß ich in der Regel deutlich höher bin. Besonders Kai schafft es aber nach Belieben innen an mir vorbeizuturnen was mich doch etwas frustriert und abwechselnd an meinen Fähigkeiten und an meinem Ventus zweifeln läßt. Am nächsten Tag als er Wasser drin hatte war das Thema aber erledigt da stiegen wir ungefähr gleich gut, bei sehr ruhigen Bärten war der Ventus sogar im Vorteil.
Zurück zum Flug:
Pic de Bure
 Der Pic de Bure schenkt uns einen super Bart und wir fliegen weiter in die Ecrins wo sich langsam die ersten Wolken bilden.

Ecrins und erste Wolken

nähern uns der Ecrins
knapp 4000m hohe Meije d'Ecrins
rechts gehts am Pic l'Entendard und Huez vorbei Direktkurs Montblanc.
Rechterhand lassen wir die Auiguille d'Arves liegen die fast wie die 3 Zinnen aussehen und hier sehr markant sind.
Auiguille d'Arves
 
Pic l'Entendard

Montblanc taucht aus dem Dunst auf
Die Bedingungen sind wirklich hervorragend mit Basis 4000m und tollen Steigwerten.
der Montblanc
wir fliegen direkt östlich am Montblancmassiv vorbei, der Gipfel selber hüllt sich leider in Wolken. Man findet kaum passende Worte diese Gletscherwelt zu beschreiben. Kai erklärt uns daß die Westseite zu späterer Uhrzeit dann die bessere wird.
Wir kurven die Granitzinnen in ca. 4000m ab und schauen hinab auf die faszinierenden Eisbrüche der Ostflanken.
Gletscher am Montblanc

Montblanc

imposante Granitpfeiler
weiter nördlich schließt sich unmittelbar der Grande Jourasses an.
Grande Jourasses

kurz vor der Rhonetalquerung
auf der Rhonetalnordseite nach der Querung
nach der Querung zu den Berner Alpen tanken wir erstmal Höhe unter einer schon recht mächtigen Wolken hinter dem Balmhorn (3700m).
Guter Bart hinterm Balmhorn
Die Berner Alpen weiter in Richtung Furka fliegend geht es mittig über das Massiv links am sehr beeindruckenden Bietschhorn vorbei Richtung Aletschhorn und Aletschgletscher.
rechts das Bietschhorn

rechts im Bild das Aletschhorn

Aletschgletscher, eine riesige Eisfläche und die größte der Alpen
Finsterarhorn (ganz links)
links die Jungfrau und der kleine schwarze Kegel ganz links der Eiger
links neben dem Faden der Dom (4500m), ganz links im Hintergrund Monte Rosa (4600m) und rechts vom Faden das Matterhorn
erste Regenschauer
Grand Combin

wir fliegen direkt über den Furkapass mit Blick bis auf die Berninagruppe und dann gehts auf der Südseite des Rhonetals, also auf der Wallis-Seite wieder retour Richtung Westen.
Dabei tolle Blicke auf das Wallis mit Dom, Monte Rosa und Matterhorn. Südlich vom Wallis türmen sich große Gewitterwolken und auch der Austausch zwischen Kai und Klaus Ohlmann läßt nicht unbedingt gutes erahnen. Vielleicht wäre ich trotzdem über das Wallis nach Hause geflogen und hätte mich weit im Osten gehalten aber mit Rattel redet es sich halt leicht.
Kai favorisiert aktuell noch den Westen (Montblanc) und so halten wir uns noch alle Optionen offen und fliegen weiter Südwest.
Dort wird es auch immer dunkler und wir fliegen Südkurs am Grand Combin vorbei über der Sankt Bernhard.

nochmal Grand Combin, ein toller Berg
Landung in Aosta

weiter südlich ist nun alles zu und wir drehen über dem kleinen Sankt Bernhard zurück ins Aostatal ein. Kai war nicht sicher ob wir Albertville erreicht hätten und das war die sicherste Option.
Hinter uns baut sich ein Gewitter auf während wir noch unsere Höhe über Aosta abkurven.





fette Landebahn


Mittlerweile hat der Wind bis auf 50km/h Spitzen aufgefrischt und die Landung ist recht ruppig. Aber im Vergleich zu Serres eine Erholung für mein geplagtes Spornrad.
Aosta ist ein Riesenflugplatz wo man sofort ein paar Polizisten rausschickt die unsere Pässe kontrollieren. Ein Flughafenmitarbeiter bringt uns einige Heringe und Seile damit wir unsere Flieger vor dem nahenden Gewitter gut verzurren können.
P !K auf dem Apron von Aosta
Flieger vom Tower aus
Kai (links) und Jürgen (rechts) im Tower im Gespräch mit dem Controller
Aosta hat einen lokalen Segelflugverein die vom Platz aus starten und mit 3 Schleppmaschinen wird es kein Problem sein morgen dort wegzukommen, denken wir. Schon am Abend steht aber fest, daß es wohl so einfach nicht wird, weil 1 Maschine abgestürzt ist, eine defekt und die 3. morgen gewartet wird.

Wir wandern erst mal ins nahe gelegene Hotel wo Kai bereits gut bekannt ist und anschließend in eine Pizzeria in Aosta wo wir den Abend gemütlich mit einigen Bier ausklingen lassen, genug zu erzählen hatten wir ja.

Am nächsten Morgen finden wir uns zeitig am Flugplatz ein um die Situation mit den Schleppmaschinen zu checken. Das Gepäck muss dort übrigens wie am richtigen Flughafen durch die Röntgenanlage durch. Viel haben wir ja nicht, ich hatte nicht mal eine Zahnbürste dabei, ein Umstand, den ich, wenn ich nächstes Mal wenn ich mit Kai, fliege aber ändern werde.


Nach kurzer Diskussion mit dem Vorsitzenden des Aosta Segelflug clubs ist klar, daß wir heute nicht starten können. Dafür sehen wir aber eine deutsche Maschine mit Schlepphaken am Vorfeld stehen und belagern diese bis eine Stunde später die dazugehörigen Piloten eintrudeln. Diese sind sehr nett aber wollen heute noch weiter nach Korsika fliegen und haben bereits Flugplan etc. aufgegeben. An dieser Stelle hätte ich wohl aufgegeben, nicht so der Kai, der sofort anbietet den Flugplan umzuschreiben und überhaupt wäre es doch sehr lustig wenn sie vorher noch 3 Segelflieger hochschleppen würden. Ach ja, 2 Stunden warten müssen wir ja auch noch bis die Thermik kommt.
Unfassbar, aber die Jungs lassen sich tatsächlich drauf ein und verschieben wegen uns Korsika um einen Tag. Also, wenn Ihr das jemals lesen solltet:

Piloten der deutschen Maschine, rechts der Kai und ganz rechts Johannes
DANKE !

nochmal Gruppenbild vor unseren Kisten


Kai organisiert ein Schleppseil und ich mach derweil die PK klar um mit meinem Eigenstarter schonmal nach Thermik schnüffeln zu gehen. Zuerst probier ichs am Hausbart, einer Almwiese nördlich vom Platz. Leider steht der Wind irgendwie ungünstig und ich hab dort nur 2m saufen.
Es funktioniert irgendwie nichts bis auf einen Hang weiter nördlich wo dann auch der Jürgen hingeschleppt wird. Kai säuft gleich mal wieder ab bis auf 200m GND, wie er es je geschafft hat dort wieder wegzukommen wird mir immer ein Rätsel bleiben. Ich muss selbst 500m höher nochmal den Motor zünden und rattel mich schließlich über die Inversion wo es auch ganz gut geht. Auch Jürgen und Johannes schaffen es irgendwie nach oben und 2 Stunden später geht es unter ganz miesen Bedingungen und sehr langsam wieder Richtung Serres, aber wir schafften es. In Serres liefen übrigens Wetten ob wir heinkommen würden, Klaus hatte auf Kai gesetzt und Recht behalten.

Wir hatten einfach unglaubliches Glück daß die Motormaschine da zufällig rumstand und wir uns nach dem Start alle oben halten konnten.

Was für ein Flug und ein toller Erlebnis !




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