Samstag, 3. September 2011

Fayence 4. Flugtag

ich flieg heute eigentlich nur weil jetzt 3 Tage nicht gehen werden, zum einen wettertechnisch und weil die beste Ehefrau von allen dann Geburtstag hat.
Heute bau ich meinen Flieger zum ersten Mal zwangsweise ganz alleine auf, was eigentlich mit der Aufbauhilfe ganz gut klappt. Als ich mein Kärtchen in Fayence abgebe die man in einen Ordner legt wenn man auf Strecke geht ist es die einzige.
Die Unterschrift vom "Chef Pilote" geht mir zwar ab weil ich wieder nicht beim Briefing war aber der Ventus wird so auch fliegen.
Ich versuch noch erfolglos mit meinen paar Brocken Französisch klar zu machen daß ich Avgas tanken will aber geb dann auf und tank erstmals Super Plus, was, wie sich später herausstellen wird, auch funktioniert.
erste Thermik hinterm Malais
ich bin jetzt schon etwas schlauer geworden und verlier gar keine Zeit mehr am Malais weil wieder die feuchte Pampe vom Mittelmeer reindrückt und rattel mich auf 2000m und gleite zum ersten Rücken hinter dem Militärsperrgebiet Canjueres.
Die ersten Rücken laufen hier alle in Ost-West Richtung und je nach Windkomponente ist der beste Bart an der Ost oder Westspitze. Wenn man die Kante entlang fliegt findet man ihn auch im Blauen.
2. Hang
die Höhe am ersten Hang reicht geradeso um auf Grathöhe am zweiten Rücken anzukommen und so schleicht man sich bei mässigen Steigwerten langsam nach Norden.
3.Hang in NordSüdRichtung
die weiteren Hänge nördlich vom See zeigen jetzt die typische Parcours Orientierung Nord-Süd hier fliege ich aber nicht am Parcours sondern weiter im Osten. Hier mach ich den Fehler daß ich nicht wirklich maximale Höhe mache obwohl ich 1m gehabt hätte. Man hat eigentlich um diese Uhrzeit hier nur 400m Arbeitshöhe sonst ist man sofort am Kämpfen.
abgesoffen
ich denke eigentlich daß ich genug Höhe für Seyne hab (ein Flugplatz am Parcours) aber ich flieg irgendwie dumme Linien und verlier zuviel Höhe so daß ich einen Pass nach Seyne verpass. Ich sauf auf 1400m ab was einem hier nicht mehr allzuviele Optionen läßt und die Bise ist nicht stark genug daß die Hänge tragen würden.
Ich schmeiss mich trotzdem weiter nach Norden und hoffe daß der Südwind und Sonne hier Thermik auslösen und tatsächlich find ich einen schwachen Bart der mich den Pass weiter im Norden anfliegen läßt. Wäre ich hier vorzeitig nach Süden ins Flache abgeglitten wärs mit dem Flug sicher vorbei gewesen (ohne Motor).
Der nächste Bart ist mit Ansage und sogar mit Wolke markiert. Hier läuft ein Tal von Süden U-Förmig zu. Solche Kare sind bei der Windrichtung praktisch 100%.
Hammerbart
ich hab teilweise 5m integriert und mach in dem Bart des Tages 1200m.
Auf halbem Weg nach oben kommt ein anderer auf gleicher Höhe dazu der wirklich extrem unkoordiniert im Kreis rumgurkt und dem ich, bis wir oben sind, 300m abnehm.
oben angekommen, der andere Segler links unterhalb
Barcelonett
Nach Seyne ist der nächste "Fluchtpunkt" den ich in mein Navi eingebe Barcelonett, ein Flugplatz in einem Tal umgeben von wirklich hohen Bergen. Hier sollte man schon 3000m auf der Uhr haben wenn man auf die andere Talseite queren will sonst sollte man den Umweg nach Osten über den Tete de Cuguret nehmen, ein Thermikgarant am Ostende des Tals.
Ich kann mir den Umweg sparen und quere direkt und komm auch exakt auf Grathöhe drüben an.
Barcelonett Nordseite
Mein Ziel ist diesmal Monte Viso, und zwar nicht nur aus der Ferne sondern wirklich bis hin.
ich nähere mich dem Viso
der Viso ist ein beeindruckender Berg knapp unter 4000m der fast unmittelbar aus der Italienischen Ebene aufsteigt und fast so imposant aussieht wie das Matterhorn.
am Viso
der Weg bis zum Viso geht wie geschmiert und ich will noch weiter nach Norden
zum Col d'Isoard.
Konvergenz ?
in der Poebene hängen tiefe Wolken aber über dem Grat gibt es einen Basissprung von mind. 1500m und ich will dieser Linie nach Norden folgen. Es geht nur mässig, ich kann meine Höhe gerade so halten. Hätte mir eigentlich eine Warnung sein müssen.
am nördlichsten Punkt meines Fluges
mühsam versuch ich am Punta Ramiere (3200m), auf dem ein Bergsteiger steht, Höhe zu machen aber flieg dann etwas voreilig wieder die Strecke zum Viso zurück. Diesmal fall ich in ruppiges 4m integriertes Saufen obwohl ich eigentlich auf der vermeintlich richtigen Hangseite fliege und inzwischen 35km/h Wind West angezeigt werden.
Kai hat mit beigebracht in dieser Situation nicht auf seine Logik zu beharren sondern einfach das Gegenteil zu machen. Ich flieg also mehr zu Talmitte und finde unglaublich turbulente 1.5m, wahrscheinlich ein Rotor. Wieder ein Beispiel wo ein eigentlich richtig orientierter Hang nicht zieht weil er im Leerotor des Luvhanges liegt.
ausgraben nördlich vom Viso
Es war aber vollkommen ungefährlich weil man von hier bequem nach St. Crepin (manchmal auch als Mont Dauphin bezeichnet) ins Tal abgleiten kann.
Endlich mit wieder genug Höhe ausgestattet kann ich wieder den Col Longet queren der mir den Einflug nach Barcelonett erlauben würde. Hier blitzt auf einmal ein Flugzeug mindestens 2000m über mir in der Sonne auf und ich denke "auch will". Die Rotorwolken und Lenti waren mir schon aufgefallen.
Lenti am Col Longet
 ich bastel 1 Stunde an den Rotorwolken rum und schaff es zwar langsam mich hochzuarbeiten aber ich hab keinen wirklichen Plan wie man da vorgeht (die Rotoren ziehen immer nur einen Kreis und sind dann einfach weg)  und irgendwann läuft mir die Zeit davon und ich mach mich auf den Heimweg.
Cloudsurfing
beim Rückweg nach Fayence immer wieder faszinierend das Eintauchen in die tieferen Wolken von oben.
zurück in Fayence in 2000m
Ich bin noch zu hoch und flieg weiter Richtung Mittelmeer wo mich aber einige CTRs aufhalten. Es ist beeindruckend wenn man von der klaren Alpenluft wieder in die warme Mittelmeerpampe eintaucht, sofort ist der ganze Flieger nass.
wie im Jet
Bargemon, da ist unser Ferienhaus
Pass zurück nach Fayence
Landung in Fayence
Ein Flug für den man sich im OLC fast schämen muss, aber trotzdem super spannend und interessant. So langsam fühl ich mich im Gebirge recht wohl und hab mich auch bestens an das geländenahe fliegen gewöhnt.
Wo man einfach Zeit braucht ist die Entfernung zum Hang richtig abzuschätzen vor allem wenn man vor dem Berg kreist. Inzwischen kann ich besser abschätzen wann ich den Kreis durchziehen kann und wann lieber nicht.
Die nächste Herausforderung wird dann wohl der erste Tag mit richtigem Mistral.

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