Alexander hatte die Idee einen Wandersegelflug in die Alpen zu unternehmen und da war ich natürlich gerne dabei. Ziel des ersten Tages Lienz.
Was man braucht ?
- Trinksack
- Heringe und Spanngurt zum fixieren des Fliegers
- paar Müsliriegel
- Aufladegerät Handy und Fliegerakku
- Klamotten (T-Shirts, U-Wäsche, Socken)
- Waschzeug für den Piloten und ein Leder für den Flieger
- bei Eigenstarten Spritschlauch und etwas 2-Takt Öl fürs Nachtanken
Das ganze geht bei mir in 2 Jutetaschen, die ich bequem links und rechts hinter den Sitz quetschen kann.
Da der Bayerwald brauchbar vorhergesagt war, war der Plan wie das letzte Mal übers südliche Mühlviertel in die Alpen zu fliegen.
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Flugweg Tag 1 |
Um Sprit für das anspruchsvolle Projekt zu sparen machte ich recht früh um 10 Uhr den Motor vorm Pröller aus, aber wie fast immer ging der "Hausbart" auf den Schulter nördlich vom Pröller.
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nördlich Pröller |
Es hatte einige Wolken aber die Optik war klar besser als die tatsächlichen Bedingungen.
Die Steigwerte im Schnitt so 1.5m/s.
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weiter über den Arber Richtung Lusen |
Da ich geduldig auch mal schwächere Bärte mitnahm, kam ich aber im Grund ohne viel Stress voran.
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kurz vorm Moldau |
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über Freistadt - hier läuft es im nördlichen Mühlviertel breit |
Ab Freistadt wurden bei sehr viel Wassersäcken die Steigwerte schlechter.
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bei Ottenschlag die letzten Wolken |
vor dem Sprung muss man die letzten Wolken wirklich bis auf den letzten Meter ausquetschen. Hier nehm ich mir sehr viel Zeit, die aber gut investiert war.
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gleiten nach Süden in die Pampe |
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der Eindruck täuscht, die Wolken sind unerreichbar |
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hier sieht man, wie sich die Perspektive ändert, wenn man ins höhere Gelände abgleitet |
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hinter diesen Buckeln liegt mein Aussenlandefeld Brettl |
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wie schon bei der letzten Alpenquerung gefunden |
Brettl ist nicht nur eine prima Aussenlandeoption, es liegt auch schön tief, so daß man maximal viel Möglichkeiten zum ausprobieren hat, solange man sich nicht den Sprung in dieses kleine Tal verbaut.
Diesmal daher der klare Plan, ohne viel Schnörkel so tief wie möglich in die Alpen rein und aus der Talinversion raus.
Man sollte eingestehen, daß die Chance auf ein Motorziehen bei solchen Warmluftbedingungen schon >25% liegt und man sowas daher mit einem reinen Segler wahrscheinlich nie probieren würde. Ausserdem völlig unmöglich mit einem Standard oder Clubklasse Flugzeug.
Unproblematisch nur dann, wenn man eine im Flachland thermisch aktive Wetterlage hat.
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kleine Fluse die für ca. 10 Sekunden auftaucht rettet den motorlosen Flug |
im Grunde hab auch ich nur Glück gehabt, denn beim Einflug taucht im entscheidenden Moment eine kleine Fluse auf, die zwar sofort wieder weg ist aber ich merk mir die Position (im Prinzip mitten überm Tal ??) und nix wie hin.
Mir ist klar, daß ich bei der Höhe den Bart sofort treffen muss, aber es klappt auf den ersten Kreis und so kreise ich mich in 0.9m/s integriert aus unter 900m MSL erstmal 1100m nach oben.
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das Ding ist verdammt eng ! |
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wieso hier der Bart ?? |
niemand würde mir wahrscheinlich schlüssig erklären können, warum an dieser Stelle der Bart stand. Vielleicht die windgeschützte Lage im Tal und Sonne auf dem Hang ? Normalerweise kriecht die Warmluft dann aber am Hang nach oben und löst oben ab.
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super Aussenlandeoptionen unter mir |
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wie 500m mehr Höhe die Perspektive zum Angenehmen hin ändern können... |
danach gleite ich, Mariazell in Gleitreichweite, recht ungestüm in die Alpen zum Dürrenstein rein und erhalte prompt mit einem kapitalen Absaufer meine Quittung.
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Absaufer |
man muss hier genau die Fluchtwege kennen, die Gegend ist nicht klar strukturiert.
Man hat vielleicht theoretisch Reichweite auf ein Landefeld, kommt aber nicht mehr hin.
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Mariarell liegt rechts neben dem Cockpit, ca. 11km weg, hier wäre ich trotz Geländes noch spielend hingekommen. |
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dann der erste 3.5m Bart nördlich Eisenerzen |
da ich auf die Alpensüdseite will, flieg ich südlich am Gesäuse vorbei auf die Tauernsüdseite. Der Übergang auf die Alpensüdseite erfolgt hier fast unmerklich, erst weiter westlich strukturiert sich den Alpenkamm durch die hohen Tauern klarer.
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rechts as Gesäuse |
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und entlang der Tauernsüdseite nach Westen |
mit der AM und dem Wolfgang hab ich kurz Funkkontakt, die basteln sich einstweilen über Hausruck und Scharnstein in die Alpen, was aber sehr schwierig war. Kommt man zu spät am Nachmittag an die Alpennordseite, saugen die Alpen bereits zu stark ab und erschweren den Einstieg zusätzlich.
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Weg auf die Tauernsüdseite |
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Ankogel (3246m) |
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Blick ins Mölltal zum Großglockner |
insgesamt hier die Thermik nicht gut und die Bärte sehr zerissen. Aber dafür ist die Streckenführung extrem übersichtlich und man hat bei vernünftiger Höhe bequem Gleitreichtweite auf viele Flugplätze.
Die Gegend um Lienz ist recht einfach zu fliegen.
Und ab dem Pustertal wird heute die Thermik markant besser.
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Blick zurück nach Osten Richtung Pustertal und ganz rechts Liesingtal |
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links neben dem Cockpit die 3 Zinnen |
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in den Dolomiten |
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unter der Wolke vorne steht die Granate des Tages |
etwas östlich Corvara lockt mich eine Wolke mit unterschiedlicher Basis. Die Thermik ist so stark, daß es fast meinen Flieger auf die Seite dreht als ich dort einkreise.
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>4m integriert |
mit mehr als 3800m erreiche ich dort die größte Höhe des Tages.
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die Geislerspitzen |
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In dem breiten Tal vor mir liegt Bozen, hier wende ich. |
leider hab ich von Alexander und Wolfgang nichts mehr gehört, absolute Stille am Funk. Ich mach mir Sorgen am Ende alleine in Lienz zu hocken.
Dann erreiche ich Wolfgang, der den Weg auf die Südseite wettertechnisch nicht geschafft hat und in Zell am See landen will.
Ich kurbel mich auf der Südseite nochmal ganz nach oben und quere die Alpen beim Hohen Sonnblick.
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wieder auf der Alpennordseite |
genau als ich den Gleitweg nach Zell am See antreten will erreiche ich Alexander, der nach Lienz kommen wird. Also alles wieder zurück.
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hoher Sonnblick, wieder auf dem Weg nach Süden |
Dann gleit ich nur noch die Höhe ab und lande ohne eine Antwort am Funk von Lienz zu bekommen.
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Endanflug übers Pustertal |
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Lienz - Nikolsdorf |
Aber auch ohne Antwort kann man sehen, daß eine kräftige Brise das Tal hinauf weht.
Kurze Zeit späte kommt auch Alexander mit seiner eleganten EB29 hereingeschwebt.
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Endteil 12 |
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die PK und die AM in Lienz - Nikolsdorf |
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kurz nach der Landung naht bereits Hilfe und wir ziehen die Flieger mit einem 50 Jahre alten Trecker vor die Halle |
irgendwer hat uns wohl einschweben gesehen denn in kurzer Zeit treffen die Lokals ein und überschlagen sich förmlich vor Hilfsbereitschaft. Schnell ist eine Übernachtung in Nikolsdorf und Sprit für den Alexander organisiert.
Die Andrea vom Gästehaus Steinerhof holt uns vom Flugplatz ab und wir beenden den tollen Tag mit einer Brettljausen und einem Kaiserschmarrn und natürlich ein paar Weizen.
Das Leben kann schön sein...
IGC File und im OLC:
http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?flightId=1431984118
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