ich hab mich mal mit der Statistik beschäftigt, wie oft von Puimoisson aus thermisch 1000km geflogen werden.
Ab Beginn des OLC 2007 bis 2011 gelang es keinem. Das erste Mal gelang es dann
- 2012 Felix Loth
- 2013 -----
- 2014 Cronjäger und Helmar Gai
- 2015 Regelsberger, Hampel, Spaeth, Gai und Keller
Man sieht also, daß das - obwohl Pui in der OLC Gesamtwertung meist neben Bitterwasser vorne liegt - kein sehr häufiges Ereignis ist. Tatsächlich ist es im Flachland in Deutschland bedeutend einfacher einen OLC 1000 zu fliegen. In Pui stehen einem 1000km 3 Probleme entgegen:
- Startzeit
- Umwege
- Wetterhomogenität
Während man im Bayerwald an wirklich vielen Tagen schon um 9 starten kann, ist das in Pui praktisch nie möglich, da die 1000'er Wetterlagen dort nie Kaltluftlagen sind. Ein Start ist nur sehr selten vor 11 Uhr möglich und wenn, dann meist mit einem sehr schlechten Anfangsschnitt.
Umwege sind in den Bergen immer zu erwarten, bei 1000km kann man durchaus von einer geflogenen Gesamtstrecke von 1150km ausgehen.
Die Wetterhomogenität ist aber sicher das entscheidende Problem. Während in Pui 6 von 7 Tagen fliegbar sind, sind es im Grunde nur 15% der Tage, die einem überhaupt einen Weiterflug über das Modanetal erlauben.
Am 07.08.2015 waren alle Bedingungen in beinnahe idealer Weise erfüllt und so "kämpfte" ich mich auch über die 1000km. Es war rückblickend kein Hammertag mit extremen Steigwerten, aber eben sehr homogen mit einem recht frühen Start, was den Tag so gut machte.
Zum Flugbericht:
Ich starte um 11 Uhr lokal, Walter war schon 15m vor mir in der Luft. Beide fliegen wir nicht über die Coupe, wo klar noch die Morgeninversion hängt, sondern mehr östlich über Barreme. Ich lass mich ins Verdun-Tal fallen und beide finden wir dann am Chapeau de Gendarme kein gutes Steigen und sind froh im Verdun Tal vorher ausreichend Höhe gemacht zu haben.
Die Basis ca. 3300m.
Am Grand Berard gebe ich mich mit dem ersten Bart (nur 2m) zufrieden während Walter unter meiner Wolke durchfliegt mit einem rechtsschlenker den viel besseren Bart (fast 4m) zieht. Danach ist er erstmal weg.
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ich kurbel die linke Wolke über dem Grand Berard, Walter die rechte, die deutlich mehr Steigen bringt |
beim weiteren Weg nach Norden bin ich inzwischen sicher, daß der Weg den ich dann geflogen bin im Durchschnitt der Wetterlagen der schnellste ist.
Dieser führt in nordöstlicher Richtung noch südlich am 3300m hohen Pic de la Font Sancte vorbei und biegt erst dann nach Norden ab (geht nur bei guter Basis !). Das ist ein Umweg, aber man minimiert hier die Talquerung vor dem Rochebrune (die Queyras).
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Blick zum Pic de la Font Sancte. Die Linie ist gut gezeichnet und geht am besten wenn kein deutlicher Westwind ist |
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Walter (rot) hängt mich (grün) am Berard wieder ab aber ich flieg energetisch besser über den Rochebrune |
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Walter warnt mich vor dem Grand Roc Noir und so nehm ich den Weg über Dent Parachee |
Walter ist zuerst in der Maurienne und findet nichts am Grand Roc Noir.
Der Weg über den Charbonell geht heute überhaupt nicht, wie so oft bei leichtem Ost. Bei Westwind ist es ein sicherer Weg, aber bei Ost oder fehlendem West ganz klar besser der Weg über Dent Parachee und Grand Casse.
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mein Weg an den Parachee und über die Ostflanke des Casse geht super. |
Hinterm Grand Casse (an dem ich im Geradeausflug 100m gewinne), am Skigebiet der Grand Motte, was bis 3450m hochgeht und wo auch im August Ski gefahren wird, steht der Bart und bringt mich bis auf fast 4000m.
Man hätte auch, wie Walter es gemacht hat, an der Casse hochachtern können, die Steigwerte waren etwa identisch.
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Südostflanke des Grand Casse geht bestens, hinten die Grand Motte |
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Grand Motte Skilift |
Hier hab ich jetzt einen deutlichen Vorsprung, vom Grand Berard bis hierher war der Flug optimal.
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Aosta Tal, vor mir der Falere |
Mit der Höhe von 3800m gelingt mir die Talüberquerung Aosta problemlos und am Falere finde ich nur einen mässigen Bart. Da ich im Aosta Tal schon mal diverse Probleme hatte lass ichs aber langsam angehen und flieg hier deutlich zu passiv und langsam.
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Mein Weg über die Mary nicht optimal, Walter (Rot) und Alexander Spätz (blau) nehmen den besseren Weg einen Grat weiter im Westen |
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An der Mary |
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Standardweg zum Matterhorn am Valpelline, heut wäre aber ein Grat westlich besser gewesen |
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Matterhorn, die Hörnlihütte direkt vor mir, einige winken mir zu. Ich flieg rechts vorbei Richtung Monte Rosa, viel sinnvoller wäre es gewesen, die Wolke am linken Bildrand am Gabelhorn anzufliegen |
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etwas unentschlossen, die Westseite des Mattertals schaut nicht optimal aus (mangelnder Westwind) |
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also doch 90 Grad retour und zum Gabelhorn (die Wand vor mir steht voll in der Sonne) |
im Mattertal ist der beste Bart wohl der am Gabelhorn, hier steht im ansonsten Nord-Süd verlaufenden Mattertal eine Südwand voll in der Sonne.
Walter liegt dort direkt hin und kurbelt einige Minuten vor mir in 3m ein.
Ansonsten, bei West, wäre der Weg über Gornergrat und Dom sicher auch gut gegangen.
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ich flieg noch östlich vom Weisshorn vorbei, die schöne Wolkenstrasse Richtung Norden nehm ich nicht sondern bieg rechts ab |
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Überquerung Mattertal Richtung Osten mit Blick auf Mischabelgruppe und Dom (4500m) |
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nach der Mischabelrippe kommt die Weissmiesrippe die nach Norden ins Rhonetal ragt. Im Bild das Lagginhorn (links) und der Weissmies (rechts), beide knapp über 4000m |
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Rhonetal Richtung Osten. Ich flieg auf der Südseite, besser wäre aber die Nordseite gegangen. |
Während ich auf der Südseite des Wallis bleibe, quert Alexander und Walter an die Nordseite, was heute deutlich besser geht. Ich konnte das aber am Wolkenbild nicht erkennen (und kann es auch jetzt anhand des Videomaterials nicht sehen).
Daher ist Walter etwa 5 Minuten vor mir an der Furka.
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am Furkapass |
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kurz nach dem Oberalbpass dreh ich sinnloserweise um, dabei siehst hier erst richtig bombig aus |
Ich weiss auch jetzt noch nicht, warum ich am Oberalbpass gewendet hab. Vielleicht deswegen, weil mich schon der Wendepunkt Furka mit Erfurcht erfüllt hat ?
Fakt ist, daß es erst 15 Uhr am Oberalp war und ich locker noch weiter hätte fliegen können/sollen, das hätte mir viel harte Arbeit am Ende an der Ecrins erspart (um die 1000 voll zu machen).
Jedenfalls bekomm ichs beim Blick aufs Navi (fast 400km nach Pui) doch mit der Angst und dreh den Ventus wieder Richtung Furka (Westen).
Nun flieg ich aber auf der Nordseite retour nach Westen, was wirklich bedeutend schneller geht.
Es geht so gut dahin, daß ich sogar die Abzweigung ins Mattertal verpass.
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rechts die Aletsch/Jungfrau Gruppe. Die besten Steigwerte findet man vorgelagert um Tal hin. Man braucht also gar nicht ins Hohe fliegen. |
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ich dreh nach Süden Richtung Mattertal, entscheide mich aber dann nicht fürs Mattertal sondern einen Grat weiter westlich Richtung Weisshorn. Man sieht hier den Grund für meine Entscheidung, es scheint eine gute Wolkenstrasse zu geben |
Da die Abzweigung eh verpasst ist, flieg ich westlich Weisshorn vorbei.
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hier tu ich mich aber überraschend schwer einen guten Bart zu finden. den find ich erst südlicher. |
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kurz vorm Weisshorn. Hinten das Zinalrothorn und dann ganz hinten Matterhorn |
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Zinalrothorn (links) |
Insgesamt war der Weg aber OK und heute vielleicht geringfügig schneller als die Standardroute am Dom entlang.
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Matterhorn, rechts der Dent d'Herens |
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man fühlt sich so klein neben dem Matterhorn |
es fehlt irgendwie die Zeit, in Erfurcht vor dem Matterhorn zu erstarren, mit guter Gleitzahl gehts zügig westlich vorbei Richtung Aostatal, inzwischen bescheint ja die Nachmittagssonne die Westflanke des Matterhorns.
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ich nehm den Weg über den Emilius |
obwohl ich mich nur ungern daran erinnere, daß meine letzte Aostaüberquerung im Sommer am Emilius endete und ich in Aosta übernachten musste, reicht diesmal meine Höhe um auf die Südseite vom Emilius zu queren. Dort finde ich einen mässigen Bart und kann quer weiterfliegen zur Grivola, wo ich an der Standardstelle mit 3 anderen kurbel. Sollte die Höhe nicht so gut sein, ist es immer sinnvoller am Falere nochmal Maximalhöhe zu machen und dann direkt das V-Tal westlich Grivola einzufliegen.
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ich quer hier vom Lee (Schatten) kommend leicht nördlich der Grivola (der Berg rechts) über den Grat. Es reichte knapp aus. |
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auf der Sonnenseite ein guter Bart. |
Danach gehts wirklich bestens runter nach Pui bis an die Canjour.
Der Schnitt auf dem Schenkel vom Oberalb nach Pui zurück 120km/h.
Nun fang ich an zu rechnen, wie ich die 1000 voll machen kann.
Der übliche Weg den Parcour hoch und am Guillaume wenden reicht definitiv nicht, ich muss auf jeden Fall noch weiter nach Norden.
Der Guillame trägt nur marginal und ich versuch mich in den Parcour Royal, die Nordsüd Verbindung oben auf den Gräten der Ecrins, einzufädeln. Aber der Westwind ist zu schwach und obwohl ich gute Wolken weiter im Noden der Ecrins sehen kann, schaff ich es trotz größter Anstrengung nicht die Höhe für den ersten Abschnitt zu machen.
Ich flieg östlich um die Ecrins nach Norden und wie fast immer geht die 2.Rippe im Hang am besten.
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ich bastel 45 Minuten an der Ecrins rum aber schaff nicht den Einstieg. Den Bart find ich kurz vor 8 Uhr abends dann am Hang von St. Crepin im leichten Regen. |
Die Rippe geht nur dynamisch und oben fehlt der thermische Anschluss um noch ein paar Meter draufzulegen. Aber immerhin gibt mir das genug Höhe mein Glück in St. Crepin zu probieren. Ehrlich gesagt rechne ich hier nicht wirklich mit Erfolg, es ist alles abgeschattet und regnet leicht, eher eine Verzweiflungstat.
Trotzdem geht es mittem unter einer riesigen Wolke, die praktisch das ganze Tal überdeckt mit 1.3m mitten im Regen konstant nach oben bis 3400m. Südlich Guillaume treff ich auf den Jürgen, der dort in einer leichten Welle kurbelt. Die Zeit bis zur Dämmerung wird aber knapp und so fliegen wir den Parcours nach Süden, der nur noch leicht trägt.
Ich muss nochmal weit in den Süden, am Lac Croix vorbei in die Canjours (die offen ist) und versuch so gut wie möglich die leichte Westbrise am Hang für mich zu nutzen, da die Sonne bereits untergegangen ist und ich keine Thermik mehr erwarten kann. Leider hab ich keine Bilder da der Akku der Kamera platt war.
Irgendwann springt der km Zähler dann endlich über die 1000 und ich lande noch in der erlaubten Zeit, also vor dem Ende der bürgerlichen Dämmerung, nach mehr als 10 Stunden um 21Uhr 10 in Pui.
Die letzten 2 Stunden waren harte Arbeit und an der Grenze des (für mich) fliegbaren. Vor allem das 8'ern in der Ecrins bei tiefer Sonne war wegen der schlechten Sichtverhältnisse grenzwertig.
Aber man sieht, was auch abends noch möglich ist wenn man alle hier zur Verfügung stehenden Aufwindquellen ausnutzt.
http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=4653183
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