Mein Ziel ist ja immer noch ein großes 900km DMST Viereck rund um Tschechien. Heute wollte ich zunächst mal ein freies Dreieck rund um Prag reinlegen um die Gegend überhaupt mal zu erkunden.
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Flugweg mit CTR's (rot) und thermisch schwachen Gebieten |
Der Tag ist gut geeignet, da der die ganzen entscheidenden LK TRA heute frei waren, wahrsch. wegen den 2 zur Zeit stattfindenden Segelflugwettbewerben in CZ ?
Dann bleiben als NoGo noch die rot markierten Kontrollzonen. Den äusseren Ring um Prag kann man eigentlich mit max. FL65 gut befliegen.
Die Blau markierten Zonen sind meiner Ansicht nach thermisch schwierig. Der Bereich nordwestlich Prag, südlich dem Erzgebirge war heute allerdings entgegen der Regel recht gut.
Die Schwierigkeit liegt halt darin, daß man nicht so gut nach Hause abkürzen kann, wenn man hinter Prag einparkt und die Zeit davon läuft.
Zum Flug:
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um 10 Uhr mach ich die Rattel aus, am Pröller bereits Wolken. Diese hier hat mich geradezu eingeladen mit den Flusen, die sichtbar nach oben gesaugt wurden. |
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Der Tag beginnt für die Uhrzeit super. Die Windrichtung (Nordost, 25km/h) ist für mich noch etwas ungewohnt, aber mit etwas nachdenken kommt man auch von unten gut weg als ich querab Deggendorf etwas Probleme hab.
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querab Deggendorf kleiner Absitzer, aber danach sieht es doch spitze aus ! |
ich fliege zunächst die Waldkante runter und bieg wie fast immer erst hinterm Geisskopf in die Linie zum Rachel ein. Denn die Senke die sich zwischen Viechtach und Regen auftut ist thermisch nicht ergiebig und zudem fehlen dort die Fluchtwege ins Flache. Erst südöstlich Regen gibt es eine Rippe die zum queren genutzt werden kann und wo auch im Blauen die Bärte stehen.
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vom Geisskopf gehts Direktkurs über den Lusen (Rachel links im Bild) zum Kubary (rechts im Hintergrund) |
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Kubary (1360m) |
Der Kubary wird eher selten angeflogen, da er schon sehr weit auf der Tschechischen Seite liegt und die Thermik dort nicht mehr so gut ist wie am Hauptkamm.
Kurz vorm Rachel hatte ich fast die 2000m erreicht, aber in die Tschechei hinein stürzt die Basis um 500m ab.
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undefiniertes Grau |
Aufgrund der abfallenden Basis muss ich immerhin nicht oft kurbeln, Sorgen macht mir das aber trotzdem. Zudem staut sich graues Gewölk im Nordostwind und bei der schlechten Sicht hab ich keine Ahnung wie es dahinter aussieht.
Aber man kann ja nicht immer in seiner Komfortzone fliegen, darum gehts weiter, immer knapp unter der abfallenden Wolkenuntergrenze entlang, viele Bärte zum kurbeln wären eh nicht da gewesen.
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Seen |
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noch mehr Seen |
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und noch mehr Wasser |
als die Sicht nach unten wieder klarer wird komme ich mir vor wie in Finnland, eine richtige Seenlandschaft ! Kann aber auch sein, daß da noch einiges an Wasser von der Überschwemmung nicht abgeflossen ist. Jedenfalls gefällt der Thermik dieser nasse Boden nicht wirklich und so muss ich mit 1m Bärten voranschleichen und versuche an Budweis, Neuhaus und Iglau vorbei in höheres Gelände zu kommen.
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die 20.000 Einwohner Stadt Iglau (Jihlava) |
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endlich besser, heute standen die besten Bärte überm Wald |
Kaum war das Wasser weg, stiegen die Steigwerte an, mehr als 2m waren aber kaum zu finden. Auf einmal lärmt es neben mir wie ein Düsenjäger und als erstes vermute ich tatsächlich, daß neben mir einer fliegt, weil ich vielleicht doch in irgendeinen Airspace reingeflogen bin.
Ich versuch die Ursache zu finden, vermute die Motorklappen und fahr sicherheitshalber mal meinen Motor aus und wieder ein. Ich fühl mich den ganzen Flug irgendwie unwohl weil ich nicht weiss wo der Lärm herkommt und auch nach der Landung kann ich ausser einem fehlenden Klebeband auf der Unterseite am Rumpf-Flächenübergang nichts finden.
Bei dem ganzen Gebastel vergess ich das oben bleiben und finde mich gleich ein Stockwerk tiefer wieder und muss mich quälen bis ich wieder oben bin.
Bei der bescheidenen Basis heute ist das leider ein Problem, das Absaufen geht ganz zügig wenn man mal 1-2 Bärte verpasst. Zudem kostet es enorm Schnitt, weil man einfach konservativer fliegen muss.
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noch 400m GND, da muss man schnell was finden ! |
schon eine halbe Stunde später der nächste Absitzer. Hier mal eine kurze Beschreibung der Situation:
Ich flog parallel zu einer markanten Geländestruktur unter einigen mässig aussehenden Wolken ohne Steigen.
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Waldrücken als Abrisskante, und die vom Wind versetzte Thermik + Wolken. Hier war ich noch 700m GND und flog die Wolken auf Kurs ab die alle nix hergaben. Leider waren die Wolken links nur Wolkenleichen, die von der aktiven Linie rechts downwind getrieben waren. |
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Hier erkennt man die Kante als Auslöser und den Windversatz. Die Wolke steht daher natürlich kräftig im Lee und je nach Höhe auf der man die Thermik anfliegt muss man sich weiter nach Lee orientieren um den Bart zu finden. In meinem Fall wars einfach, weil ich schon so tief war. |
Bei 500m GND realisiere ich etwas spät die Waldkante als Auslöser und biege gerade noch rechtzeitig 90 Grad ab um direkt auf die Kante zuzufliegen. Es ist etwas unangenehm in ansteigendes Gelände reinzufliegen aber es war hier sicher die einzige Chance an Thermik zu kommen.
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Waldkante |
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noch immer starkes Fallen |
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wo ist denn der Bart ? |
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ENDLICH ! |
Ich kam dann 200m über dem Waldrücken an, aber ich hatte mir vorher ein Feld gemerkt was 150m tiefer lag und was ich jederzeit mit Rückenwind gut erreicht hätte. Der Bart war aber tatsächlich da wo ich ihn vermutet hatte und war auch wirklich gut (für den Tag) mit 2.5m.
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und das gleiche fast 1000m höher, gefällt mir schon besser ! |
Ab da ging es eine Zeitlang sehr gut und ich fliege auf den 1500m hohen Praded (Altvater) zu.
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im Hintergrund der Altvater, hier biege ich aber Richtung Nordwesten ab |
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polnische Grenze. Man sieht hier gut die unterschiedlichen Basishöhen. Rechts schöne Linien aber tief, sicher nicht mehr als 500m GND. |
Mein Plan war eigentlich über die Gebirgsrücken die entlang der polnischen Grenze laufen zu fliegen. Beim Weiterflug sehen die Wolkenlinien auf dem Kamm auf der polnischen Seite auch sehr gut aus, allerdings die Basis noch tiefer als die ohnehin schon knappen 1650 die ich hier habe. Aufgrund der höheren Bodenfreiheit bleibe ich also im Flachen. Ob die Linie aussen rum über den Kamm besser gewesen wäre ? In einem Wettbewerb wäre sicher einer so geflogen und dann wüsste man es am Abend.
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die Wolken flach und fast durchsichtig, ziehen auch nicht gut |
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der Bart des Tages mal wieder überm Wald, 5km neben einem gigantischen Flugplatz Mnichovo Hradist |
http://www.lkmh.cz/galery/index.php?id=94
Ab diesem Bart folgt ein schneller Abschnitt bis zum Erzgebirge, das Gelände steigt hier an und ist thermisch aktiv. Das habe ich auch gebraucht denn wenn es so weitergegangen wäre wäre ich nicht nach Hause gekommen.
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bei Most, schreckliche Landschaft, vom Tagebau zerstört. Links über dem Kraftwerk ist eine Flugverbotszone. |
Ich wende am Erzgebirge und fliege den letzten Schenkel zwischen Karlsbad und Prag nach Hause. Trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit der beste Schenkel, keine Probleme.
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Einfach zu fliegen und gute Thermik der Kurs Südwest zwischen Karlsbad und Prag durch |
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der letzte Bart nördlich dem Kaitersberg, geht direkt am Talboden ab. Wie fast immer am Abend. Auslöser sind nun die Hangfüsse der Westhänge. |
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Linie überm Gäuboden |
Richtung Straubing noch eine tragende Linie mit der ich den Flug noch etwas strecken kann. Mit etwas Geduld hätte man um 19 Uhr im Flachen noch 1m auskurbeln können.
Fazit:
Das 900km Viereck rund um Tschechien ist noch ein gutes Stück weg. Der Tag muss schon genial laufen damit man sich traut den ersten Schenkel weit genug rein zu legen denn wenn man mal hinter Prag feststeckt werden die Wege in die Heimat lang. Wichtig wäre eine hohe Basis im Bayerwald, damit man das thermisch schwache Gebiet bei Budweiss im Gleitflug überwinden kann.
Der Flug im OLC