nach 10 Flugtagen wirds mal Zeit für einen neuen Blogeintrag. Hier ist fast jeden Tag Flugwetter, aber teilweise viel im Blauen.
Roy ist gestern gefahren, hat leider den bisher besten Tag verpasst über den ich kurz erzählen will. Die ersten Tage war ich damit beschäftigt den Weg nach Norden kennen zu lernen. Es zeigte sich, daß bei niedriger Basis das Modanetal die größte Hürde ist. Am 15. endlich war die Basis mal hoch und gleichzeitig durch Wolken gezeichnet, gut genug für einen Alpendummy wie mich mal größere Ziele in Angriff zu nehmen. Den Montblanc hatte ich schon vor einigen Tagen erreicht, einmal auch bis nördlich Wallis, aber ich wollte weiter !
Wenn es keine Wolken hat, zeigt sich ganz eindeutig die Überlegenheit der Alpenfreaks, die dort praktisch jeden Bart auswendig kennen. Man kommt sich vor wie bei Indiana Jones wo man Steine hat auf die man treten darf, bei anderen wird man von einem Pfeil durchbohrt. OK, zugegeben etwas übertrieben aber abgesoffen ist man hier wirklich schnell. Die Arbeitshöhe hier ist auch bei 3500m Basis erheblich kleiner als im Flachland. Man hat oft nur die Chance über Grat anzukommen und sofort die Thermik zu finden. Ist man erst mal unten ist es ein langer Weg zurück.
Ich startete als erster im Blauen.
|
hochratteln zur Montdenier |
Oben an der Montdenier angekommen (braucht man ca. 900m Startüberhöhung) finde ich schnell einen Bart im Blauen und fliege weiter über die Standardstrecke:
- Montdenier
- Coupe
- Cheval Blanc
- Chapeau de Gendarme
- Barcelonette
- Briancon
bis zur Maurienne (Modane Tal).
Das sind ca. 160km die man Wettertechnisch hier fast jeden Tag fliegen kann und die ich mittlerweile ganz gut beherrsche.
|
erster Weg bis zur Maurienne mit Thermiktankstellen |
Wie man an der Seeyou Karte sieht, war ich nicht faul und hatte mir die Auslöser im blauen von meinen Flügen und denen der Alpencracks angeschaut und mir alle guten Auslöser mit dem Kraftwerksymbol gekennzeichnet.
Es fällt auf, daß es dabei Ensembles von guten Bärten in bestimmten lokalen Massiven gibt. Das ist z.B. der Chapeau de Gendarme, Barcelonette Hausberg, Siguret etc.
Die Bärte gehen praktisch immer weit unten an der gleichen Stelle ab und wenn man nicht unmittelbar unter der Wolke ist macht es Sinn am Auslöser zu suchen.
Heute hatte es starken Wind und der Bart stand oft genug im Luv vor der Wolke und die Wolke war im Lee und 90% davon im Saufen.
Ab der Maurienne ist es aber einfach Glückssache ob das Wetter homogen genug ist, daß es einen Weiterflug erlaubt.
Oft ist die Vanoise (nördlich des Modanetals) thermisch viel schlechter oder die Basis einfach so tief daß man es nicht mal über den Col Vanoise schafft.
Heute nicht, die Basis war hier ca. 3600m und damit ein Überflug ein Kinderspiel.
|
am Col Vanoise |
|
Track vom Modane Tal bis zum Montblanc |
Hat man die Vanoise überflogen, kommt dann schon das Montblanc-Massiv in Sichtweite.
|
Anflug auf den Montblanc |
ich erreiche hier Stundenmittel bis zu 140km/h, so gut geht es unter den Wolken und teilweise dynamisch dahin.
|
Hammerbart am Montblanc |
während ich sonst nur auf der Ostseite des Montblanc Massivs vorbeigeflogen bin versuche ich es heute auf der Westseite da die Basis nach Osten hin stark ab fällt. Hier ist wohl mal wieder die feuchte Pampe aus dem Aostatal eingeflossen.
Ich zieh hier einen Super Bart mit 5m integriert, der mich auf fast 4000m bringt. Allerdings kommt man sich neben dem Montblanc Massiv immer noch vor wie ein kleines Insekt.
|
Gletscher am Mont Blanc |
|
Chamonix | |
Ich lassen Chamonix unter mir liegen und fliege weiter in Richtung Rhonetal (Sion). Dort gleich auf die Nordseite, damit ich vor der CTR Sion das Tal überquere.
|
Track vom Mont Blanc bis Aletsch |
|
schöne Landschaft |
|
und Traumwolken |
während sonst Talquerungen oft sehr schwierig sind geht heut alles wie am Schnürchen. Oft stehen die Wolken genau an der passenden Stelle und dazu eine passable Basis zum 3700m, was nicht schlecht ist für Rhonetal.
|
rechts Rhonetal, links der Genfer See |
weiter gehts an der Nordseite des Rhonetals an Sion vorbei.
|
schöne Linien auf der Nordseite |
Anfangs geht alles super, es gibt eine klare Struktur und die Wolken orientieren sich perfekt am Gelände.
|
Einflug ins Lötschtal |
Jetzt steigt aber das Gelände zu den Berner Alpen (Eiger Mönch Jungfrau) doch deutlich an und man muss sich entscheiden ob man weiter dem Rhonetal folgt oder dem kleinen Lötschtal was in die Berner Alpen führt. Wegen der interessanteren Landschaft ziehe ich letzteres vor was mich einiges an Zeit kosten wird.
|
Einflug in die Berner Alpen ueber das Lötschtal |
|
das Tal wird immer höher, kurz vor dem Breithorn |
Ich flieg die Nordseite des Tals am Südhang entlang aber die Schneeflächen und Gletscher wollen nicht so richtig.
In einem Kar finde ich dann irgendwann einen extrem ruppigen 1.5m, der aber nur (wie so viele Bärte heute) mit 60 Grad Schräglage was abwirft. Die Wolken oben zu erreichen habe ich längst aufgegeben, ich kann hier keinen Zusammenhang zwischen Steigen und Wolken erkennen und sichte die Auslöser im Gelände.
|
sehr anspruchsvoller Bart nahe am Hang |
|
Aletschgletscher, rechts das Aletschhorn |
ich arbeite mich langsam das Tal hoch (sehr ruppige schwache Bärte) und schaffe es gerade noch bis zu einer Rippe (Lötschenlücke, 3200m) so daß ich einen Blick auf den größten Gletscher der Alpen, den Aletschgletscher werfen kann. Flieg ich hier drüber und finde keinen Anschluss, kann ich nur noch den Gletscher bergab fliegen. Also dreh ich hier um.
Rückweg unproblematisch bis Montblanc.
|
nochmal Montblanc, von Chamonix aus gesehen |
dort mach ich dann einen Fehler. Ich find einen Bart mit mässigem Steigen (1.5m), in den nach mir 2 andere Segelflieger auf gleicher Höhe einfliegen und mir durch 25 Grad Flachkreisen den Bart kaputt machen. Es ist komisch, wie vielen Flachkurblern man auch hier in den Hochalpen begegnet die einfach nicht kurbeln können.
Jedenfalls suche ich das Weite ohne an die Basis gekurbelt zu haben und ohne rechten Plan wies weitergeht. Hätte ich nur genauer auf die Wolken vor mir geschaut...
Der zweite Fehler kommt sofort. Jetzt treff ich auf Kai mit seiner Truppe, die einen 1m auskurbeln. Ich häng mich mit in den Bart aber verstehe den Kai immer noch nicht, warum er hier 1m mitnimmt, hatte ich nicht 30m vorher noch 4m Steigen ? In den Alpen muss man schneller auf langsam umstellen als ich es gewohnt bin.
Ich will auch den anderen Fliegern in Kais Truppe nicht auf die Nerven gehen, die haben wahrscheinlich mit 4 Fliegern im Bart schon genug an der Backe und flieg auch hier wieder ab.
|
am Charbonet alles kaputt |
über den Charbonet flieg ich Richtung Meribel und Courchvelle und nehm jetzt alles mit was ich finden kann.
In Meribell bin ich zwar noch über 2400m hoch aber die einzige gute Landemöglichkeit ist die große Asphaltbahn in Courchevelle, Meribell hat auch eine Bahn aber die hat meiner Meinung nach einen sehr schwierigen Anflug, liegt zwischen Bäumen und ist sehr schmal.
Ich bin also kurz vorm Motor werfen über Courchevelle als ich am Hang zwischen Courchevelle und Meribel einen 2m finde. Abends sagt mir ein Crack daß er dort immer als erstes hinfliegt, die Stunde suchen vorher hätte ich mir also locker sparen können. Jetzt ziert den Hang auch ein Kraftwerksymbol in Seeyou !
|
der rettende Bart zwischen Meribel und Courchevelle |
Jedenfalls retten mich dieser Bart und erlaubt mir unbeschwert wieder den Col Vanoise zu überqueren.
|
wieder alles in Butter, fette Wolkenstrassen zur Ecrins |
|
die Ecrins |
in der Ecrins hab ich die bisher höchste Basis mit fast 4000m.
Da tut man sich im überfliegen natürlich leichter als die letzten Tage, wo ich im Tiefflug die Gräte entlanggekrochen bin.
Unglaublich schnell und ohne Kreis geht es über die Ecrins zum Pic de Bure.
|
wieder geht alles kaputt, Abschirmung mit hohen Zirren |
hier angekommen hab ich 400m Endanflughöhe auf Pui (70km) und denke mir das reicht locker, so daß ich die 1.5m am Bure gar nicht mehr mitnehme.
Das war mal wieder ein Fehler...
|
noch 100m Plus auf Pui. |
Das Problem war der thermische Südwind, der in den tieferen Luftschichten heute sehr stark war und im Rechner auf 2500m fast nicht vorhanden war.
Jedenfalls hab ich 7km vor Pui nur noch 100m Plus und ziehe es vor den Motor über einem Acker zu ziehen. In Pui gibt es eine sehr vernünftige Regel, daß man sich erst mal in 500m über Platz einfindet über einer Descending Area und sich mit den anderen Piloten abspricht, da hier oft 3-4 Flugzeuge gleichzeitig landen und jeder in einer anderen Richtung.
Wer sich da nicht dran hält darf am nächsten Tag die Startbahn von Steinen säubern...
Grund war ein Absturz genau an meinem Ankuftstag als mich bei der Einfahrt nach Pui neben der Strasse ein Flugzeugwrack überraschte. Der Pilot wurde schwer verletzt. Jedenfalls sind die OLC Punkte für das schließen des Dreiecks angesichts eines erhöhten Risikos völlig egal und der Flug war sowieso der bisher spannendste den ich in den Alpen machen durfte.