Montag, 10. April 2017

Interessanter Alpenhüpfer von Straubing aus

Ich hatte Zahnbürste und Ersatzwäsche in den Flieger geschmissen und wollte an sich in St. Johann übernachten. Plan war, den Bayerwald runter zu fliegen und dann in die Alpen zu wechseln.
Bei den ersten Bummerln auf der Arberwebcam:
https://arber.panomax.com/
start ich, mach wie immer etwa überm Pröller den Motor aus und gleite Richtung Kaitersberg:
Motor aus und gleiten Richtung Wolken
 Es ist mir aber klar, daß es bis zu den Wolken nicht reichen wird. Aber da ich kein deklariertes Dreieck fliegen will und mir die Zeit egal ist lass ich es wie letztes Mal drauf ankommen, Arnbruck liegt ja unter mir und ist dann in Gleitrichtweite.

erste Flusen am Neunussberg südlich Arber
Parken südlich Arnbruck, das Kreut zeigt den Auslöser
 In Google Maps kann man sich super die Auslösestelle anschauen, wenn man sich so positioniert, daß man in den Thermikschlauch wie in eine Röhre reinschauen kann, die dann den Auslöspunkt am Boden projiziert.
Heute waren die Auslöser bei leichtem Südost an einer absolut logischen Stelle.
Davon abgesehen, brachte es kein Bart auf mehr als 0.5m/s (mit Wasser und 600kg) und da ich auch keine Perspektive hatte durch überhastetes Vorfliegen an den Kaitersberg irgendwas zu meinen Gunsten zuverbessern, wartete ich dort einfach 15 Minuten während ich mich Meter für Meter nach oben quälte.


Langsam werden die Wolken und Steigwerte am Kaitersberg besser
 Auf einmal waren dann hinterm Kaitersberg schöne Wolken, auch für mich nun in sicherer Reichweite und ab da gings eigentlich halbwegs flott voran.

erste Bart >1m hinterm Kaitersberg

Ich flieg hier auf der CZ Seite vom Rachel Lusen Höhenzug (rechts) aber heute wäre eindeutig die normale Linie direkt am Hauptkamm besser gewesen (die auch Lukas geflogen ist).
 Ich flieg heut zu weit auf der CZ Seite, was oft gut ist aber heute nicht. Nur Nachteile und keine Vorteile. Nachteil ist, daß man sofort jeden Bart annehmen muss, weil man so wenig Arbeitshöhe hat.

die angenehmsten 15 Minuten vom Flug an einer sehr schönen Linie am Hochficht entlang

Querab Freistadt, kurzes blaues Stück

im Mühlviertel sieht es alles super aus, ist es aber nicht
 die Optik im Mühlviertel täuscht total, es sieht nach super Linien aus, die man voller Vorfreude abfliegt um dann eine Gleitzahl von 35 am LX abzulesen. Thermik nur irgendwo, wo man nicht damit rechnet.

Blickrichtung Sankt Pölten,hier endet der Höhenzug des Mühlviertels. Landschaftlich ausgesprochen schön
 Ich schau mir die Alpen an und sehe die Chance dann doch irgendwann gegeben dort reinzukommen, also dreh ich nach Süden ab.

abgleiten in Richtung Alpen
 ich komm sogar in erträglicher Höhe dort an und kann unter den ersten Flusen einen knappen Meter steigen auskurbeln. Irgendwann hab ich Gleitreichweite auf Mariazell und geh weiter.
Rückwirkend muss man feststellen, daß ich hier 5 Minuten mehr hätte investieren sollen, denn die nächsten Bärte gehen alle überhaupt nicht.

hintern Faden liegt Mariazell



ich komm hier bequem über den ersten Rücken und bringe Mariazell eigentlich in Gleitreichweite, verliere dann aber 50m wegen sinnloser Suchkreise. Die beste Chance auf Thermik sieht man schon, es ist die Wolke mit der schönen dunklen Unterseite links unterhalb vom Spiegel

die Landschaft hier ist einfach unangenehm. Wenig bis gar keine Aussenlandemöglichkeiten und schlecht strukturiert.

jetzt der letzten Rücken, der mich von Mariazell trennt. Die Wolke direkt vor mir. Die Frage ist aber, ob ich in der niedrigen Höhe noch den Bart überm Rücken ziehen kann.
Auf Mariazell hab ich jetzt nur noch 200m Plus und ich geh auf die Frequenz, um meine Landung anzukündigen wenn der Bart nicht sofort zieht. Denn für Motor reicht es nicht mehr sinnvoll aus. Da lande ich lieber und starte dann in aller Ruhe wieder.

wird die Höhe reichen um dort den Bart zu ziehen ??

ein Bussard kreuzt meinen Weg und macht einen ziemlich dämlichen Ausweichversuch. Er war deutlich höher und hätte einfach nur weiterfliegen müssen

aber Respekt vor seiner Wendigkeit. Alles gut gegangen, und das ohne Flarm...

letztendlich bin ich selber überrascht, daß ich hier sofort 1m, weiter oben dann 2m am Integrator anliegen hab, und das nur 140m über den Häusern.
sehr interessant, daß der Bart hier von einer nordströmung nach oben getragen wird
Das obere Bild vom Bart vor Mariazell zeigt wieder, wie kompliziert manchmal die Strömungen laufen. Norden ist hier links im Bild, von dort komme ich.
Offenbar hat schon der thermische Nordwind eingesetzt, das ist ganz normal bei schwacher Höhenströmung (Ansaugen der Alpen durch die bessere Thermik). Man könnte nun erwarten, daß man dort einen Leebart findet, also erst etwas über den Rücken drüber fliegen muss. Das ist aber offenbar nicht der Fall. Die energiereiche Luft wurde also offenbar von der Nordseite her angesaugt und riss dann über dem Rücken ab.


Wie auch immer, der Plan geht  letztendlich auf, aber nur mit etwas Glück. Etwas mehr Saufen vorher und ich wär zwar noch nach Mariazell reingekommen, den Bart hätte ich aber nicht mehr ziehen können.

Varia am Anschlag, der einzige gute Bart des Tages
 etwas östlich vom Platz zieh ich dann eine Granate, mehrere Kreise mit 4.5m Steigen. Leider wars das dann mit Bärten >2m für den heutigen Tag...
Meinen Plan, in Sant Johann zu übernachten cancel ich und möcht nur noch raus aus den Alpen, da 2400m Basis einfach zu wenig sind für meinen Geschmack. Also dreh ich Richtung Michselsdorf/Traunsee ab.
Auch die Alpensüdseite schaut von hier aus Mau aus, aufliegende Wolken...
Wenn ich gewusst hätte, daß Benjamin etwas weiter im Westen fast 4000m Basis hat, wär ich natürlich weitergeflogen. Super, wie er es den ganzen anderen Piloten mit den Superorchideen mit seiner LS1 zeigt.
http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=5586726

Blick Richtung Traunsee Michelsdorf, auf das ich hier schon Gleitreichweite hab
 Es geht weiter sehr sehr zäh voran, auch auf der Scharnsteiner Frequenz wird ordentlich gejammert. Immerhin bin nicht nur ich so blöd.

hartnäckig werden die letzten zerissenen Flusen ausgelutscht

und wieder gleiten ins blaue
ehrlich gesagt sehe ich meine Chance sehr nahe Null, hier noch ohne Motor heimzukommen. Wenn schon die Wolken in den Bergen absolut nicht ziehen, wie geht es dann erst im Blauen?
Ausserdem ist meine Abflughöhe einfach bescheiden. Während man hier oft 3000m tanken kann, sinds heute nur 2500m am Kasberg, und der Traunstein bringt gar nichts mehr.
Aber Hoffnung gibt es über dem Hausruckwald, wo ein paar Flusen stehen.

mehr als 20 Minuten ! kurbel ich hier am Hausruckwald rum um 500m Höhe zu gewinnen.

hier das Basteln am Hausruckwald

Gleitwinkelstreckung im Blauen durch intelligente Umwege, hier über die Waldrücken !

 weiter gehts an Kirchheim Ried vorbei, und ich hab nun Gleitreichweite auf Schaerding.
Ich bin ein großer Fan von Flugplatzhopping. Man spart sich den Stress mit Aussenlandefeldern etc. Und in Deutschland gibt es wirklich genug Möglichkeiten so zu fliegen. Die Umwege sind oft nur gering.

Schaerding, wo geht der Bart ? Muss in der Projektion irgendwo bei Roßbach gewesen sein. Ich hätte dort ohne die Hilfe der Locals nie von selber gesucht...
 Ich meld mich auf der Schaerdinger Frequenz und kündige meinen Motoranlassversuch an, ich bin zwar noch 400m hoch, sehe aber keine Chance hier noch was zu finden.
Trotzdem frag ich mal auf der Frequenz nach, ob einer von den Locals noch irgendwo Thermik hat. Tatsächlich meldet sich einer netterweise mit einem 1m Bart zwischen Inn und Schwelle 04 und da bastel ich mich dann wieder ganz geduldig hoch und bekome Gleitreichweite auf Vilshofen.

OK, nur noch 1000m Minus auf EDMS, vielleicht wirds ja doch noch was ??

Das Waldgebiet vor (östlich) Vilshofen ist auch immer einen Versuch wert und auch heut find ich dort einen Bart. Gleitreichweite nun auf Deggendorf !

der beste Bart heut im Blauen am Waldrücken östlich Vilshofen
  
kurbeln überm Wald,  Blick Richtung Vilshofen
 Natürlich flieg ich von dort direkt auf die Waldkante / Brotjackriegl zu, auch wenn das ein Umweg von 35° ist.
Denn dort kenn ich die Abendbärte bestens und im Flachen ist es auch wahrscheinlich machbar, aber ich kenn die Auslöser nicht.
Brotjackriegl
 Am Brotjackriegl wird klar, daß ich es schaffen werde und nicht nur das, da ich nun wahrscheinlich im leichten Südwind und in der Abendthermik mit Nullschieber weiterfliegen kann, kann ich auch noch meinen Flug schließen.

Weiterflug Richtung Pröller, letzte Abendbärte um kurz nach 18 Uhr.
http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=5586986